Vom Ende eines Zeitalters …

und dem Übergang zu etwas Neuem

Was kommt? Was bleibt?

von Christoph Hübner und Gabriele Voss

D 2023 155 Min. DCP 16:9 5.1 Dokumentarische Form

Ab Anfang 2024 im Kino

Christoph Hübner und Gabriele Voss haben über 40 Jahre die Veränderungen im Ruhrgebiet beobachtet und Protagonisten begleitet, deren Leben von den großen Veränderungen um ihre Arbeitsplätze geprägt waren.
Ein Spagat zwischen regionaler Entwicklung und Einzelschicksalen von Menschen.
Dabei wird deutlich: Strukturwandel bedeutet nicht nur, dass Zechen schließen und Landschaften rekultiviert werden müssen auch der soziale Zusammenhalt der Menschen muss sich neu definieren.

Die Geschichte des Ruhrgebiets ist seit 200 Jahre eine Migrationsgeschichte, in deren Kern immer die Frage stand, wie können wir zusammen arbeiten und leben. Die alltägliche Beantwortung dieser Frage stiftete den Menschen damals ihre Identität.
Heute fehlt der identitätsstiftende gemeinsame Arbeitgeber.

Sind die Bewohner des Ruhrgebiets auf der Suche nach einer neuen Identität?
Helfen die Industriedenkmäler und Museumsstücke, die auf den ehemaligen Abraumhalten ausgestellt werden? Die weithin leuchtenden Kulturfestivals?

Heute suchen die aktuellen Ruhrgebiet Bewohner eher nach lokaler Lebensqualität im Freizeitbereich, Naherholungsgebieten an Ruhr und Emscher, oder einem intakten Sportverein für ihre Kinder.

Während man in den 60er Jahren in den Zechen-Siedlungen noch stolz gesagt hat, wir helfen uns selbst und haben durch Vereine und Brauchtum die Möglichkeit gemeinsam zu gestalten, wartet man heute auf die Politik, oder wendet sich enttäuscht ab, weil zu wenig geschieht.

VOM ENDE EINES ZEITALTERS

Alle reden vom Klimawandel.
Und dass sich etwas ändern muss.
Im Ruhrgebiet geht das Zeitalter der Kohle zu Ende.
Schon lange und langsam,
Als letzte Zeche schließt Prosper/Haniel in Bottrop.
Vor 40 Jahren haben wir dort eine Filmchronik begonnen:
Die Chronik der Zeche Prosper und ihrer Siedlung Ebel.
Sechs lange Dokumentarfilme sind entstanden.
Geschichte, Arbeit und Alltag,
Mit Schließung der letzten Zeche gehen wir noch einmal
nach Ebel und beenden die Chronik.
Auf den ersten Blick ein unzeitgemäßes Projekt.
Jeder weiß es doch längst: Das Verbrennen fossiler Brennstoffe
ruiniert das Klima! Aber es geht mehr zu Ende.
Menschen bleiben übrig, die mit diesem Ende zurechtkommen müssen.
Wie lebt man mit dem Ende von etwas,
das seit Generationen das Leben prägte?
An einem Ort, in einer Siedlung, die mit den Zechen gebaut wurde,
um Arbeiter aus der Fremde anzusiedeln? Die eigenen Vorfahren?
Was geht verloren, was bleibt und was verändert sich?
Zechengebäude verschwinden, Schächte werden verfüllt.
Die Kirche am Ort wird geschlossen.
Vereine kämpfen um ihr Überleben.
Bergschäden, Ewigkeitskosten, Haldenereignisse.
Ein See entsteht, ein Abwasserfluss wird „renaturiert.“
Ein Projekt, das aus der Zeit fällt - und doch von ihr erzählt.
Ein Film, in dem das Ende noch nicht zu Ende ist.
Und die Zukunft schon begonnen hat.

Christoph Hübner